Die Stuhlinkontinenz ist der Verlust der willkürlichen Entleerung von Darminhalt (Stuhl).

Etwa 2% der erwachsenen Bevölkerung leiden unter einer Stuhlinkontinenz. Der Anteil älterer Erkrankter beträgt 15 %. Das liegt daran, dass früher durchgemachte Schäden (z.B. durch Geburtstraumata) zunächst kompensiert werden und erst mit dem Alter die Stuhlinkontinenz manifest wird.

Eine Stuhlinkontinenz kann aber auch durch sekundäre Erkrankungen, wie beispielsweise bei chronisch- entzündlichen Darmerkrankungen, beim Diabetes oder nach Bestrahlungen im kleinen Becken, auftreten.

Durch das Zusammenwirken mehrerer funktionierender Faktoren (z.B. Magen- Darmtrakt, Schließmuskel, Nervensystem) zeichnet sich eine Kontinenz aus.
Die Ursachen für eine gestörte Kontinenz sind sehr vielfältig und stellen für den Proktologen eine Herausforderung dar.

Man unterscheidet 3 Grundformen der Inkontinenz:

  1. Die passive Inkontinenz ist gekennzeichnet durch einen ungewollten Verlust von Stuhl oder Winden
  2. Bei der Drang- oder Stressinkontinenz kommt es zum Verlust von Stuhl trotz Haltens
  3. Das Stuhlschmieren

Es gibt oft Mischformen, das heißt die Grundformen überlappen sich häufig.

Neben den Grundformen ist der Schweregrad der Inkontinenz mit dem Ausmaß des subjektiven Leidens des Patienten (Lebensqualität) zu berücksichtigen.

Schweregrade einer analen Inkontinenz:

  1. Grad: Inkontinent für Winde
  2. Grad :Inkontinent für Winde und flüssigen Stuhl
  3. Grad: Inkontinent für Winde , flüssigen und festen Stuhl

Das Ziel der Behandlung ist es, eine subjektive Verbesserung der Symptomatik zu erreichen, die zu einer individuell gesteigerten Lebensqualität des Patienten führt.
Da die Manifestation einer Stuhlinkontinenz oft nicht nur auf eine Ursache zurückzuführen ist, sondern eine multifaktorielle Störung beinhaltet, können viele Therapieverfahren zur Anwendung kommen.
Dabei stehen konservative Therapiemaßnahmen an erster Stelle. Diese ermöglichen oft schon einen ausreichenden Erfolg.
Konservative Therapieverfahren können beispielsweise sein:
Umstellung der Ernährung, Verhaltensänderung, medikamentöse Therapie, Übungsbehandlung (Beckenbodentherapie mit Biofeedback), Elektrotherapie (Mittelfrequenzstimulation).

Die sakrale Nervenstimulation (SNS), als ein invasives Verfahren, hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem zentralen Bestandteil der Therapie bei Stuhlinkontinenz entwickelt.
Die SNS ist angezeigt, wenn nach Ausschöpfung konservativer Maßnahmen eine Stuhlinkontinenz persistiert.
Dieses viel versprechende Verfahren verbessert den Ruhedruck und die Kneifkraft des Schließmuskelsystems und wird zunehmend mit Erfolg angewendet.
Rekonstruktive chirurgische Verfahren treten mehr in den Hintergrund der Behandlungsmaßnahmen der Stuhlinkontinenz. Sie sind angezeigt, bei Versagen der konservativen Therapieansätze oder wenn von vornherein klar ist, dass durch eine alleinige konservative Therapie nicht der gewünschte Erfolg zu erwarten ist.
Eine klassische Indikation zur Sphinkterrekonstruktion sind Verletzungen des Schließmuskels mit kleinerem Defekt. Bei großen Defekten können Ersatzverfahren z.B. die Grazilisplastik angezeigt sein.